Lokalzeile am Naschmarkt 1995
Sylvia Mattl-Wurm
Migration und Gastronomie
Etablierung einer Lokalszene in der zweiten Zeile des Naschmarkts
Sylvia Mattl-Wurm
Migration und Gastronomie
Etablierung einer Lokalszene in der zweiten Zeile des Naschmarkts
Der "Döner", vormals Zeichen einer Sonderkultur der Arbeitsmigration, hat sich auch in der Wiener popularen Kultur als Alternative zum "Big Mac" fest eingerichtet. Hier wie anderswo sichern die MigrantInnenküchen das urbane Flair der europäischen Großstädte. Eines der besten Beispiele dafür ist der Wiener Naschmarkt. In den 60er Jahren von der Absiedlung zugunsten einer Stadtautobahn bedroht, ist er heute einer der "hot spots" von Wien, einer jener "idealen" urbanen Orte, an denen verschiedenste soziale und kulturelle Gruppen zusammentreffen und ihr Interesse aneinander bzw. an ihren Vorlieben bekunden.
Als erste entdeckten es die AutorInnen des alternativen Stadtführers "Wien wirklich" Mitte der 80er Jahre - die "Rettung" der Wiener Märkte durch die ArbeitsmigrantInnen. Der Brunnenmarkt, der Hannovermarkt, und natürlich der Naschmarkt erlebten auf Grund der Nachfrage der MigrantInnen nach hochwertigen, frischen Lebensmitteln und nach einem Ort der Kommunikation in der Stadt eine Renaissance.
Heute gibt es kaum einen Wien-Reiseführer, der nicht empfiehlt, Samstag vormittags den Naschmarkt aufzusuchen. Exotisches Flair für TouristInnen, eine dicht gedrängte Menschenmenge, anziehende Farben und Gerüche, und dazu der Chic, in einer seit Mitte der 90er Jahre expandierenden Gastronomiezeile in den ehemaligen Depots der Verkaufsstände jede Küche der Welt genießen zu können. "Multikulturalismus" ist - zumindest beim Essen und Trinken - zu einer der wichtigen Großstadt-Eigenschaften geworden.
Nirgends wird der Gewinn, den große Städte aus der Zuwanderung ziehen, sinnfälliger, als
an den Orten der gastronomischen Konsumtion. Dabei setzte sich in Wien dieser Boom vergleichsweise spät durch. Erst um 1985 etablieren sich türkische Kebabrestaurants, wie etwa das heute noch in seiner originalen Einrichtung bestehende "Kebab Haus" Ecke Operngasse/ Faulmanngasse. 1988 zählte man immerhin schon rund 20 türkische Restaurants in ganz Wien. Zu den wenigen, über Wien verstreuten jugoslawischen Restaurants der 60er und 70er Jahre wie dem "Dubrovnik" oder dem "Beograd" gesellten sich in den 80er Jahren zahlreiche Lokale in der Innenstadt, die an die Tradition der Triestiner und Dalmatiner Küche in Wien anschlossen.
Naschmarkt Video
Der Wiener Naschmarkt
"der Naschmarkt ist zu unserem Leben geworden"
Den Bedrohungen zum Trotz - 1957 sollte er der verlängerten Westautobahn durch das Wiental geopfert werden, 1972 bis 1974 wurden aufgrund der Verlegung des Großgrünmarktes nach Inzersdorf die Großmarktstände abgebrochen - konnte man Anfang der 80er Jahre eine Neubelebung des Naschmarktes feiern. Der alternative Stadtführer "Wien wirklich" konstatierte 1983, dass die Wiener Märkte dank der MigrantInnen lebten, sich veränderten und sogar expandierten. 1993 bis 1998 wurde der Naschmarkt generalsaniert, die Bausubstanz der Marktstände - fast ausschließlich im Besitz der Gemeinde Wien - wurde restauriert und modernisiert.
Luftbildaufnahmen Naschmarkt
Stellungnahme des Denkmalamtes
Zeitungsartikel 1
Zeitungsartikel 2
Zeitungsartikel 3
Restaurant Beograd
Geburtstagsfeier 1
Geburtstagsfeier 2
Lokalszene
Zeitungsartikel 4
Wien wirklich
Wien, wie es ißt...
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Lokalszene
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Wien wirklich
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Döner Kebab in Wien
"ich habe mir alles so leicht vorgestellt"
„Endlich machen auch in Wien immer mehr türkische Imbissstuben McDonald´s und dem Würstelstand Konkurrenz" beobachtete die Zeitschrift Profil im April 1988. Mit rund 20 türkischen Restaurants Mitte der 80er Jahre begann ein Siegeszug, der heute in nahezu jedem Straßenzug Wiens und insbesondere rund um die Märkte nachvollziehbar wird. Anfang 2004 gibt es Hunderte Kebab-Imbissstuben in Wien.
Zeitungsartikel 1
Zeitungsartikel 2
Yaflar Sarıkoç
Das erste Kebablokal
Kebab-Haus
Speisekarte
Sarıkoç
Zeitungsartikel 3
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Yaflar Sarıkoç
Das erste Kebablokal
Kebab-Haus
Speisekarte
Sarıkoç
Zeitungsartikel 3
Die neue Lokalzeile
die Gastronomie benötigt mehr MigrantInnen
Die Existenz von ethnisch diversifizierten Restaurants und Märkten auf allen Qualitäts- und Preisniveaus begründet für Einheimische wie TouristInnen einen guten Teil der Attraktivität einer Stadt. Obgleich ein junges Phänomen, hat sich der Begriff des "Ethno-Food" rasch durchgesetzt und ist in vielen Varianten - von Kebab-Läden bis hin zur TV-Werbung für asiatische Tiefkühlkost - öffentlich präsent. In den ehemaligen Depots und Blumenläden des Naschmarktes etablierte sich ab Mitte der 90er Jahre die neue Lokalzeile mit vorwiegend kleinen japanischen, koreanischen, chinesischen, indischen und thailändischen Lokalen.