Grenzübergang Spielfeld-Straß 1972




Grenzübergang Spielfeld-Straß 1972
Peter Payer

Gastarbeiterroute
Ausbau des Grenzübergangs für die mehrspurige Abfertigung

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Mit den „GastarbeiterInnen“ tauchte Anfang der 70er Jahre auch ein neuer geografischer Begriff auf: die „Gastarbeiterroute“ – als Bezeichnung für jene Autobahnen und Landstraßen, auf denen die Menschen jahrein, jahraus, meist zu Beginn der Sommermonate tagelang zwischen ihrem Herkunfts- und dem Aufnahmeland hin und her pendelten. Mit den Reisenden zirkulierten hier auch Informationen, Grußbotschaften, Geld, Souvenirs und Geschenke aller Art, wodurch die „Gastarbeiterroute“ zum lebensnotwendigen Verbindungsglied in die Heimat wurde, zur Nabelschnur nach Hause.

Die Hauptverkehrsachse, an die 3000 Kilometer lang, durchschnitt den Kontinent in Form einer langgezogenen, von Nordwesten nach Südosten verlaufenden Diagonale. Auf Grund seiner topografischen Eigenheiten stellte Österreich zumindest in den ersten Jahrzehnten ein nur schwer zu passierendes Nadelöhr dar. Erst der sukzessive Aufbau leistungsfähiger Bahn- bzw. Straßenverbindungen ließ die „Gastarbeiterroute“ zu einer modernen, den Anforderungen des Massenverkehrs gewachsenen Strecke werden – ehe die jüngsten politischen Veränderungen im ehemaligen Jugoslawien das gesamte europäische Verkehrswegenetz völlig neu konstituierten.

Gastarbeiterroute Video




Umorientierungen
neue Wege



Der Ausbruch des Jugoslawien-Krieges schuf 1991 völlig neue Verhältnisse. Eine „neue Gastarbeiterroute“ entstand – über Wien, Ungarn und Rumänien führend –, während die „alte“ zur Sackgasse wurde. Sie sollte erst wieder fünf Jahre später, mit der erneuten Öffnung der Autobahn Zagreb-Belgrad, zum Leben erwachen. Viele ArbeitsmigrantInnen stiegen mittlerweile jedoch auf den Flugverkehr - ermöglicht durch Billigangebote der Airlines - oder auf Schiffsverbindungen um.



Auto und Autobus
die „Straße der Völkerwanderung“



Der „Gastarbeiter-Verkehr“ auf der Straße konzentrierte sich bald auf jene Transitstrecke zwischen Norddeutschland und dem südosteuropäischen Raum, die als die eigentliche „Gastarbeiterroute“ bekannt wurde. Sie führte in Österreich von Salzburg über Schladming nach Liezen, Graz und Spielfeld, wobei es sich fast ausschließlich um Bundesstrassen handelte. Vollgepackte Fahrzeuge, enorme Verkehrsüberlastungen, kilometerlange Staus und – in Verbindung mit der häufigen Übermüdung der Lenker – unzählige schwere Unfälle ließen Bezeichnungen wie „Horrorstrecke“ und „Todesstrecke“ entstehen.



Zugsverbindungen
"Balkan-Express"



Für die ersten MigrantInnen waren die Eisenbahnlinien von entscheidender Bedeutung. Züge wie der „Balkan-Express“, der „Istanbul-“ und der „Jugoslavia-Express“ verbanden Österreich via Zagreb und Belgrad mit dem südosteuropäischen Raum. Die Bahnhöfe, Anfang und Ende jeder Reise, entwickelten sich zu besonderen Orten: Hier hatten die MigrantInnen ihre ersten Schritte in eine ungewisse Zukunft begonnen, und hierher kamen sie auch später regelmäßig, um Landsleute zu treffen und Neuigkeiten aus der Heimat zu erfahren.