Schulprogramm



Schulprogramm
Wien Museum

Die Geschichte der Migration nach Österreich wird in der öffentlichen Wahrnehmung sehr verkürzt und, wenn überhaupt, hauptsächlich als ökonomisch bedingte Bevölkerungsanalyse (in den Sozialwissenschaften) oder als skandalumwitterte Fremdenschau, als Konfliktpotential oder kulturelle Bereicherung (in den Medien) behandelt. In diesen sich gegenseitig bedienenden Bildern fehlt weitgehend die Darstellung von MigrantInnen als politisch handelnde Subjekte. Die Präsenz des Themas in der Schule spiegelt diese Bilder wider: Wenn es im Unterricht behandelt wird, dann sehr oft als »Problem« oder in psychologisierender Form, im Hinblick auf die Prävention von Rassismus. Im Rahmen des Schulunterrichts werden SchülerInnen nur sehr selten mit dem Thema Arbeitsmigration konfrontiert. Eine historische Aufarbeitung hat keinen Platz im Geschichtsunterricht. Das Wort »Migration« ist den Jugendlichen zumeist nicht vertraut und bedarf einer Begriffsklärung. Bei den Reaktionen von Jugendlichen auf das Thema stößt man erfahrungsgemäß oft auf stereotype Bilder, die stark von der medialen Darstellung des Themas bestimmt sind und sich zwischen offenen Rassismen, vagen Vorurteilen und Aufrufen zu »Toleranz« und »Menschlichkeit« bewegen.

Durch den Besuch der Ausstellung im Rahmen eines Vermittlungsprogrammes und durch die Konfrontation mit – zumeist unbekannten – historischen Entwicklungen, Dokumenten und Gegengeschichten findet eine andere Form der Auseinandersetzung mit Vergangenheit statt. Dabei wird das Interesse der SchülerInnen geweckt, nicht zuletzt weil ihnen bewusst wird, dass es auch andere Themenbereiche und Fragen gibt, als die, die ihnen bereits vertraut sind. Die Vermittlungsaktionen folgen einem prozesshaften und in seinen Grundzügen offenen Ablauf, der von den Jugendlichen Eigenständigkeit fordert und so angelegt ist, dass Möglichkeiten für selbstständige Erkundung und kritische Reflexion der Ausstellung eröffnet werden.


"Was gesagt werden muss..."

Ausstellungsgespräch für die Oberstufe
(AHS, BHS, Berufsschulen)

Im Mittelpunkt des Angebotes für SchülerInnen der Oberstufe steht die Frage, warum die in der Ausstellung präsentierten historischen Zusammenhänge, strukturellen Ausschlussmechanismen und die Darstellung von MigrantInnen als handelnde Subjekte außerhalb der Ausstellung kaum öffentliche Präsenz haben; warum und mit welchen Mitteln sie verdeckt und vergessen gemacht werden. SchülerInnen entwickeln im Rahmen von einundhalbstündigen Ausstellungsrundgängen Kommentare zur Ausstellung und tragen Elemente der Ausstellung als "Gegenerzählung" in den öffentlichen Raum. Diese werden auf einer Leuchtschriftzeile im öffentlichen Raum vor dem Wien Museum zu lesen sein.


"Wem gehört Geschichte?"

Ausstellungsgespräch für SchülerInnen von 12 bis 14 Jahren
(4.Klasse der Hauptschulen und der AHS sowie Polytechnischer Lehrgang)

Das Angebot für SchülerInnen der 4.Klasse der Unterstufe nimmt Fragen der SchülerInnen zum Ausgangspunkt um über die Bilder und Erwartungen zu sprechen, die die Jugendlichen vom Ausstellungsbesuch haben. Dabei wird nach den SprecherInnen und den Darstellungen von Geschichte gefragt, auch um festzustellen, dass diese in den Schulbüchern und der Öffentlichkeit zumeist eine nur sehr eingeschränkte Position vertreten. In diesem Zusammenhang ist Thema: wie Geschichte gemacht wird, was dabei in der Öffentlichkeit thematisiert wird und was ausgespart bleibt. Die Fragen »Wer erzählt?« und »Wie wird Geschichte erzählt?« aber auch »Wie könnte sie anders erzählt werden?« stehen dabei im Mittelpunkt.

Im Rahmen einer Informationsveranstaltung für LehrerInnen am 23. Jänner um 16.00 können sich LehrerInnen über die Ausstellung sowie über Organisatorisches bezüglich Öffnungszeiten und Anmeldemodalitäten informieren. Eine für den Unterricht bereitgestellte Textsammlung ist als Erweiterung der Vermittlungsangebote in der Ausstellung zu sehen und bietet eine Möglichkeit, den Ausstellungsbesuch vor- und nachzubereiten.


Information und Anmeldung
Wien Museum
René Leinthaler
01-505 87 47-84042 bzw.
rene.leinthaler@wienmuseum.at