Sivomir lebt seit 1970 in Wien. Nach mehreren Jahren Arbeit auf Baustellen, schuf er sich zu Beginn der 80er Jahre einen neuen Beruf: er sammelt, recycelt und verteilt die Dinge, die er in der Stadt gefunden hat. Altmetallcontainer, Altstoffsammelstellen, Abbruchhäuser und Baustellen mit Baucontainern sind Sivomirs Anlaufpunkte. Die Wege und Ziele seiner Stadtwanderungen wechseln ständig. Ein Fixpunkt ist jedoch ein kleiner Park im 8. Wiener Gemeindebezirk, zu dem er regelmäßig zurückkehrt. An diesem Ort ist Hubert Lobnig Sivomir vor einigen Jahren begegnet und hat begonnen dessen Arbeit zu dokumentieren.
Auf einer Parkbank sitzend, schält Sivomir Plastik von Kupferkabeln, schraubt Griffe von alten Bratpfannen, sortiert, ordnet, schichtet Dinge aufeinander und gestaltet gesammelte Materialien um. Die Gestaltung dieses Arbeitsplatzes im öffentlichen Raum hat den Charakter eines nicht schriftlichen Archivs: zu sehen ist die Ausschussware einer in stetiger Erneuerung befindlichen Informations- und Mediengesellschaft.
Oft ist Sivomir umringt von Leuten aus der Umgebung, PassantInnen, die ihm bei der Arbeit zusehen. Manchmal bringt jemand Dinge vorbei, in der Erwartung, dass Sivomir sie verwerten kann. Obwohl er nicht Deutsch spricht, ist er Mittelpunkt des Parks, der zentrale Parkbenützer, ein lokaler Star. Alle kennen ihn oder sind ihm schon einmal irgendwo begegnet. Eine Stadtzeitung hat einmal über ihn berichtet.
Früher, als Sohn eines Kleinbauern in Serbien, hat Sivomir in Filmproduktionen als Stuntman gearbeitet, zum Beispiel in „Der Schatz im Silbersee“. Heute versorgt er seine Familie und Freunde „zu Hause“ mit gefundenen Objekten oder Geld aus dem Verkauf seiner Arbeit als Sammler in Wien. Während des Krieges und danach waren diese Warenlieferungen von besonderer Bedeutung. Damals waren die Transporte häufiger und die Lager von Sivomir voller. Obwohl er immer mehr findet, hat er zunehmend Schwierigkeiten, davon zu leben