Im April 2001 fanden die Dreharbeiten zu dem Film „Der Klavierspieler“ von Roman Polański in Warschau statt. Der „Originalschauplatz“ Jüdisches Ghetto wurde in der Mała-Straße nachgebaut. Die Straße befindet sich im Warschauer Stadtteil Praga, weit entfernt vom tatsächlichen Ort des Geschehens am anderen Ufer der Wisła. Während der Dreharbeiten war er für BesucherInnen zugänglich. Sie konnten den mit sehr hohem Anspruch auf historische Genauigkeit gestalteten Drehort aus der Nähe betrachten und Details, die im Film nur für Sekunden oder gar nicht zu sehen sind, wahrnehmen.
In einer Stadt, die am Ende des Zweiten Weltkrieges fast völlig von der Deutschen Wehrmacht zerbombt worden ist und deren Repräsentationsbauten im historischen Stadtkern nach Kriegsende rekonstruiert worden sind, konnten die Filmarbeiten als ein Versuch der Geschichtskonstruktion gelesen werden.
Viele ehemalige BewohnerInnen der Stadt erfuhren von den Dreharbeiten aus den Medien und sind nach Praga gereist, um den Drehort zu besuchen. Da der historische Ort aber in einem anderen Stadtteil nachgebaut wurde, der nicht wie das übrige Warschau zerstört wurde, war auch niemand an einem authentischen Ort angekommen, sondern an einer Rekonstruktion. Die geographische, kulturelle und biografische Nähe der AkteurInnen haben für die Dauer der Dreharbeiten einen Gedächtnis-Ort geschaffen. So war die Filmproduktion für viele BesucherInnen Anlaß zu einer Begegnung mit ihrer eigenen Vergangenheit.