Mehmet Emir
Mehmet Emir
Vater und ich
Fotografien
Vater und ich
Fotografien
Mehmet Emirs Vater, Hıdır Emir, ist 1964 als einer der ersten „Gastarbeiter“ aus der Türkei nach Österreich gekommen. Er arbeitete über dreißig Jahre bei einer Asphaltfirma in Strebersdorf in der Nähe von Wien und wohnte in einer der betriebseigenen Arbeiterbaracken. Jedes Jahr fuhr er für zwei Monate in die Türkei. Von seiner Arbeit erzählte er der Familie fastnichts. Wenn, dann war nur von einer „leichten Arbeit“ die Rede. Auch über seine Wohnsituation sagte er nichts.
Als Hobbyfotograf nahm er nicht nur seine damaligen Kollegen, Hochzeiten und andere Feste auf, sondern ließ sich auch selbst von einem Kollegen fotografieren. Gut gekleidet posiert er vor dem Belvedere, im Schweizergarten, am Südbahnhof und immer wieder vor Rosensträuchern und schafft so Selbst-Inszenierungen für die Daheimgebliebenen. Die sorfältig ausgewählten Bildhintergründeund seine stolze Pose, , erinnern an Studioaufnahmen. Die Fotografie wird zum wichtigsten Kommunikationsmittel zwischen ihm und seiner Familie.
Der Sohn wird Anfang der 80er Jahre nach Österreich geholt. Er wird Bauarbeiter wie sein Vater. Die Bilder, die er von den Fotos des Vaters kennt, stimmen mit der Wirklichkeit, die er in Österreich vorfindet, kaum überein. Er versucht diese dann in eigenen Bildern festzuhalten und macht Fotos, die nichts mit jenen nach Hause geschickten des Vaters „voller Blumen und Palästen“ (M. Emir) zu tun haben.
Als Hidir Emir 1997 nach seiner Pensionierung nach Elâziğ, einer kleiner Stadt in Ostanatolien zurückkehrt, macht sich sein Sohn abermals auf, um den Vater in seiner neuen Lebenswelt– nun als Wein- und Obstbauer - zu fotografieren.