17.00 CODE INCONNU / CODE UNBEKANNT



17.00 CODE INCONNU / CODE UNBEKANNT
F/D/RO 2000, 117 Minuten

Offensichtlich haben der Bruder und dessen Freundin die Zahlenkombination für die Eingangstür des Hauses ändern lassen: Verärgert steht ein junger Mann vor dem versperrten Einlass. Wer den Code nicht kennt, ist ausgeschlossen und allein gelassen.
Sein Vater, dessen Wunsch, der Sohn möge den Bauernhof übernehmen, den Jungen in die Stadt getrieben hat, kennt ihn nicht, und er, der achtlos eine rumänische Bettlerin demütigt, kennt seinen Vater nicht. Die Frau des Bruders, eine Schauspielerin, die von einem sadistischen Regisseur zwecks „Authentizität des Spiels“ in Todesangst getrieben wird und dennoch ihr Leben ohne Drehbuch weniger versteht als die fiktive Angst, kennt ihn nicht. Auch ihr Lebensgefährte, Kriegsreporter und Voyeur des Todes, unfähig im Alltag, kennt ihn nicht. Alle, denen wir in Hanekes Film CODE INCONNU begegnen, leben nur nebeneinander, den „Code“ werden sie bestenfalls kurzfristig kennen, dann wieder vergessen und erneut vor verschlossenen
Türen stehen. (kh)

Gegen Ende von CODE INCONNU gibt es eine bewegende, schmerzhafte und politisch kaum „lösbare“ Szene. [...] Der Schauplatz ist ein U-Bahn-Wagon der Pariser Metro: Juliette Binoche wird von einem jungen Araber verbal attackiert, doch sie geht auf seine Beleidigungen nicht ein. [Schließlich] spuckt ihr der Bursch ins Gesicht. [...] Binoche wischt sich das Gesicht ab, dann beginnt sie zu weinen. Die Szene befasst sich mit einem Beziehungsgeflecht, das in den modernen Geisteswissenschaften gerne unter dem logoartigen Titel „Geschlecht, Klasse, Ethnizität“ subsumiert wird. (Alexander Horwath)

REGIE + BUCH: Michael Haneke
KAMERA: Jürgen Jürges
SCHNITT: Andreas Prochaska, Karin Hartusch, Nadine Muse MUSIK: Giba Goncalvea
DARSTELLER: Juliette Binoche, Thierry Neuvic, Josef Bierbichler, Alexandre Hamidi
PRODUKTION: Marin Karmitz